Peter Lang – Fernweh

Trotz des Hochwassers startet die neue Ausstellung von Peter Lang in der Galerie Art Affair in Regensburg. Unter dem Titel Fernweh zeigt die Galerie neue Ölbilder des Künstlers aus dem Sehnsuchtsland Island.

Galerie Art Affair, Regensburg
8. bis 26. Juni 2026

Peter Lang – Islandwerke

In den abgelegenen Landschaften rund um das kleine isländische Dorf Hellissandur mit einer Bevölkerung von weniger als 400 Einwohnern, liegt die majestätische, mythologische Himmelsfestung namens Himinbjörg. Es ist ein Ort, an dem der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Inmitten dieser bezaubernden Kulisse taucht Peter Lang (*1965) als visueller Meister der Farbe auf, ein moderner Zauberer, dessen Zauberstab Pinsel und Farblinie und dessen Leinwand die Welt selbst ist. Der Name “Hellissandur“ bedeutet direkt übersetzt “Der Sand der Höhle“ und beschwört eine geheimnisvolle Atmosphäre, ähnlich wie Platos allegorische Höhle, die in seinem Werk “Der Staat“ um 380. v Chr. niedergeschrieben wurde. Das Leben, so scheint es, ist eine Leinwand, die darauf wartet, bemalt zu werden, ob die Höhle nun verlassen wurde oder nicht. 

Man kann sicherlich sagen, dass Peter ein Entdecker der Welt der Farben ist. Seine Suche nach Licht und Farbtönen hat ihn über Kontinente hinweg, durch verschiedene Zeitzonen und bis zu den entlegensten Orten der Erde geführt. Mit seinem mobilen Studio hat er von den schroffen Klippen Patagoniens bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Snæfellsnes-Halbinsel in Island die flüchtigen Nuancen des Lichts mit unermüdlicher Hingabe verfolgt. Vor ungefähr 12 Jahren verbrachte er ein Jahr am Rande dieses wilden, lavabedeckten Landvorsprungs in Saefellsnes, wo er sich in das Licht, die Farben und die unendlichen Weiten verliebte. Nach zahlreichen Besuchen am selben Ort beschlossen Peter und seine Familie dort ein Haus zu bauen und in dem Land der extremen saisonalen Kontraste zwischen Licht und Dunkelheit zu leben. 

Es war hier, wo seine tiefe Odyssee begann: Eine Pilgerreise des Geistes angezogen vom lockenden Sirenengesang des Lichts und der Farbe. Peter begab sich auf die Spuren von Jules Vernes bahnbrechendem Science- Fiction-Abenteuer “Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von 1864, das auf dem Gletscher Snæfellsjökull begann, der gespenstisch und fast transzendental aufragt. Ein paar hundert Meter weiter westlich liegt das Dörfchen Hellissandur von einer bedrohlichen Festung aus Klippen und schwarzen Sanden umgeben, die sich der düsteren Leere des Nordatlantiks gegenüberstellt, soweit das Auge reicht. Verzaubert von der ätherischen Schönheit beschlossen Peter und seine Familie, alpine Bayern, hier feste Wurzeln zu schlagen, in diesem Land aus Mythos und Geheimnis, das einst weit in der Arktis lag und für über ein Jahrtausend nahezu vollständig von der übrigen Welt isoliert war. Vor dieser Zeit hatte nicht einmal eine Maus eine Pfote auf dieses alte Land gesetzt. 

Umgeben vom uralten Flüstern von Bárdur Snæfellsás, einem mythischen Beschützer, der den gletscherbedeckten Berg Snafellsjökull durchstreift, fand Peter Inspiration in der reichen Vielfalt isländischer Folklore. Hier, wo Trolle und Götter in der Dämmerung tanzen und sich in den Stoff der Realität weben, ist der Schleier zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem hauchdünn.

Bárdur, ein Nachkomme einer Trollfamilie, die aus Norwegen stammt und sich in Snæfellsnes niederließ, war dafür bekannt, in seinem grauen Mantel und Hut herumzustreifen. Seine Geschichte erinnert an andere berühmte Figuren der nordischen Mythologie und an J.R. Tolkiens Erzählungen, wie Odin der Allvater und Gandalf der Graue. Island ist reich an Folklore und Mythen, die die Grenze zwischen menschlicher Zivilisation und Natur verwischen. Der Glaube an die Existenz anderer Kreaturen, die in einer anderen Dimension neben uns existieren, ist in diesem Land aus Eis und Feuer trotz unserer massiven wissenschaftlichen Aufklärung immer noch auf eigentümliche Art verbreitet. 

Inspiriert von Figuren wie Gandalf – ein Großteil von Tolkiens Welt basiert auf der im 13. Jahrhundert in Island aufgezeichneten nordischen Mythologie -,inspiriert von Nietzsches Betonung des kreativen Potenzials des Individuums und inspiriert von den Kunsttheorien von Clement Greenbergs formalistischem Standpunkt, der die inhärenten Qualitäten und Besonderheiten jedes künstlerischen Mediums zelebriert statt andere Kunstformen oder repräsentative Techniken zu imitieren, spiegeln Peters Gemälde ein tiefe Auseinandersetzung mit der alten Weisheit der Vergangenheit und dem Pioniergeist der Gegenwart wider. 

Wie Gandalf ist er ein Wanderer auf der Suche nach Wahrheit und Schönheit, der durch die weiten Landschaften des Geistes mit Mut und Neugier navigiert. Wie Nietzsche philosophiert er über Farbe und erkundet mit scharfem Intellekt und furchtlosem Unterfangen die Tiefen der menschlichen Erfahrung. Und im Sinne von Greenberg ist er davon überzeugt, dass die formalen Qualitäten der Malerei für das ästhetische Erlebnis von Kunst von zentraler Bedeutung sind und Vorrang vor Erzählung, Symbolik und jedem spezifisch „greifbaren“ Thema haben sollten. Kurz gesagt, Peter Lang ist ein visionärer Künstler, der die Grenzen von Tradition und Innovation überschreitet, um Werke zu schaffen, die gleichermaßen fordern und inspirieren. 

In meinen vielen Gesprächen mit Peter verwendet er oft die Brücke als Metapher für seinen Ansatz zur Malerei. Sie repräsentiert die Verbindung zwischen dem, was der Künstler beobachtet, und den verschiedenen Prozessen, die in einer visuellen Aussage auf der Leinwand kulminieren. Es handelt sich um eine Form der nonverbalen Kommunikation, eine stille Sprache, die durch die reinen Mittel der Farbe ausgedrückt wird. Es besteht ein tiefes Verständnis für die ursprüngliche Wirkung, die Farben auf uns haben. Farben existieren als Phänomene, bevor ein Versuch unternommen werden kann, diese immaterielle Substanz zu artikulieren. Man könnte argumentieren, dass die Farbe jeder Beschreibung der Welt vorausgeht. Wenn also in Peters Gemälden eine Landschaft dargestellt ist, geht es eher um die Entstehung der Landschaft durch die Farbe als um ein bestimmtes Terrain an sich. 

Sein Ansatz zur Malerei ist eine meisterhafte Mischung aus klassischen Techniken und innovativen Experimenten, ganz im Sinne der Vorstellung eines modernen Alchemisten, der seine Zauberkünste auf der Palette entfaltet. Mit anderen Worten: Inmitten seiner ausgedehnten Reisen und tiefgründigen Nachforschungen sind Peters Gemälde ein Zeugnis ihrer selbst und evozieren einen Hauch von Wunder und Geheimnis, das über alle punktuellen äußeren Einflüsse hinausgeht. Sie sind keine bloßen Spiegelungen der Welt, sondern Portale zu anderen Dimensionen, in denen die Grenzen zwischen Vorstellung und Realität verschwimmen und in denen Träume auf den Flügeln der Farbe fliegen. 

Das Faszinierende an Peters Haltung und seiner Malmethode ist, wie er klassische Maltechniken gekonnt mit neuen und äußerst einfallsreichen Anwendungen kombiniert. Er erforscht und studiert Farbpigmente ausgiebig und nähert sich der Verschmelzung von Farben auf der Leinwand durch deren Aufbau, Dekonstruktion und Neuordnung. Im Gegensatz zu den meisten zeitgenössischen Künstlern, die vorgemischte Farben aus Fertigtuben verwenden, mischt Peter die Pigmente direkt mit dem Öl auf der Leinwand. Auf diese Weise ähnelt er einem modernen westlichen Schamanen, der mit seiner umfangreichen persönlichen Pigmentbibliothek auf der Suche nach der Magie experimentiert, die sich im Malprozess entfaltet. 

Warum ist dies im Hinblick auf seine selbst auferlegte künstlerische Mission von Bedeutung? Warum greift er auf den zeitaufwendigen Prozess des Mahlens und Mischens von Pigmenten zurück und verzichtet auf den Komfort vorgefertigter Farbtuben? Es gibt zahlreiche Antworten auf diese Frage, wobei die Begriffe “Unterscheidbarkeit“ und “Authentizität“ an erster Stelle stehen. Wenn man die Bedeutung dieser künstlerischen Wahl nicht begreift, verpasst man auch die außergewöhnliche Qualität, die sie dem Kunstwerk verleiht. Nichts ist wertvoller als die Singularität.

Trotz Peters ausgedehnter Suche nach Inspiration kann man behaupten, dass seine Bilder als eigenständige Einheiten existieren, die in einer endlosen, seltsamen Schleife auf ihre eigenen einzigartigen, inhärenten Eigenschaften anspielen. Ein gewisser Aspekt seiner Haltung erinnert stark an die Theorie des „Kunstpapstes“ Clement Greenberg. Dem gelang es in Folge des Zweiten Weltkriegs einen enormen Einfluss auf seine eigene kulturelle Epoche zu haben und das gesamte zeitgenössische Kunstgeschehen Ende der 1940er Jahre von Paris nach New York zu verlagern. In seinem Essay “Modernist Painting“ schreibt er: „Das Wesen derModerne liegt, wie ich es sehe, in der Anwendung von Methoden, die für eine Disziplin charakteristisch sind, um die Disziplin selbst zu kritisieren, nicht um sie zu untergraben, sondern um sie fester in ihrem Fachgebietzu verankern. Genauso wie Kant die Logik benutzte, um die Grenzen der Logik zu definieren, indem er vielesvon seiner alten Gerichtsbarkeit entfernte und die Logik in dem, was ihr verblieb, noch sicherer machte. „

Peters Erforschung der Farbe und seine unkonventionelle Herangehensweise an die Malerei zeugen insgesamt von einer tiefen Leidenschaft für sein Handwerk. Sein Werk schlägt eine Brücke zwischen Tradition und Innovation und führt zu fesselnden und zum Nachdenken anregenden Kreationen. In seiner neuesten Ausstellung lädt uns Peter ein, noch tiefer in das Reich der Mythen und Magie einzutauchen, wo sich die brennende Regenbogenbrücke Bifröst mit dem Himmel trifft. Es ist ein Ort, an dem Vorstellungskraft und Verstand zusammenkommen, an dem sich Götter und Sterbliche in einem Tanz aus Licht, Dunkelheit und Schatten inmitten der „Twilight Zone“ vermischen. 

Jeder Herzschlag wird durch Farbe eingefangen

Wie bereits betont, ist Peter Lang von der Empfindung der Farbe und der emotionalen Wirkung, die sie beim Betrachter hervorruft, fasziniert. Bei Peter Langs Gemälden wird man mit einem echten Gefühl für Farbbeziehungen konfrontiert, die oft durch feine Linien dargestellt werden, die die Bildebene horizontal durchkreuzen. 

Was genau sehen wir da? Verbirgt sich hinter den dichten Farbfeldern eine Landschaft oder handelt es sich um abstrakte Formen, die keinen Bezug zu Landschaft oder Figuration haben? Es könnte sein, dass der Himmel auf die Erde oder das Meer trifft, je nachdem, wie die Farbe des Lichts in der Atmosphäre eingefangen wird. Es ist die Anwesenheit von Farbe, die es uns ermöglicht, die Farbe zwischen den Linien zu sehen, die starken und komplizierten Wechselwirkungen von Farbharmonie und Dynamik. In gewissem Sinne sind wir Zeugen eines Ensembles von Farbtönen statt von musikalischen Tönen. Peters Technik ähnelt daher einem Dirigenten, der ein Orchester leitet. Mit geschickter Hand trägt er Pigmente auf die Leinwand auf und schafft so eine Farbsymphonie, die sich wie Noten in einem Notensystem entfaltet.

Die Gemälde rufen eine entspannte, viszerale Reaktion hervor und ziehen die Betrachter in die himmlischen Sphären der Farbtöne und all ihrer unzähligen Nuancen. Jede „geschossene“ Farblinie erzeugt ein Geflecht von Farbverhältnissen, in dem sich dichte Farbfäden zu neuen Konstellationen kreuzen und dem Betrachter einen Moment der Ruhe und der Besinnung fernab vom Trubel des Alltags bieten. Auf diese Weise sind seine Werke ein Gegenmittel gegen den unerbittlichen Angriff auf die Sinne, den wir alle im neuen „Global Village“ ständig ertragen müssen, das mit eiserner Faust von der Click-Bait- und Aufmerksamkeitsökonomie unserer „Brave New World“ regiert wird, in der die Aufmerksamkeit aller die wichtigste Ware ist. Die Technokraten nennen das freundlicherweise „Scaling up“. Vielleicht sind wir alle auf demselben Highway?

Peter trägt das Pigment mit einer Schnur auf die Leinwand auf, aber am wichtigsten ist, wie sich das Pigment von der Einschlagstelle der Linie ausbreitet und Farbdünste im Zwischenraum erzeugt, ähnlich wie der stille Teil in einer musikalischen Komposition. In einem unserer Gespräche erwähnte Peter, dass das Leben in einem bewaldeten Gebiet ihn dazu brachte, mehr am Raum zwischen den Bäumen interessiert zu sein, als an den Bäumen selbst. Der offene Raum, den wir als Hintergrund oder Negativraum bezeichnen, wird in seiner Arbeit zum Positiven. Peter erforscht das Feld der Farben, indem er den Raum mit Farben und deren Beziehungen durchsetzt und pulsieren lässt. Die Bäume wirken wie Gitterstäbe in einer Zelle und blockieren die weite Offenheit, die frei von jeder Assoziation ist. Die Farbe wird zu seiner Manifestation, Teil dieser Welt zu sein, nicht ein getrennter oder isolierter Betrachter, sondern jemand, der in dieser Welt lebt und mit ihr kommuniziert.

Angesichts dessen ist es kein Wunder, dass Peter von der Snæfellsnes-Halbinsel fasziniert ist, einem Ort ohne Bäume, an dem man die Weite des Ozeans in all seinen Variationen beobachten kann. Hier steht er in direktem Kontakt mit der Urwelt, dem gesamten Kosmos, vielleicht sogar dem Multiversum, mit wenig Eingriff von Zivilisation und dem Planeten vor der Vegetation. Es erinnert an die Schöpfungsgeschichte in der Snorra Edda, der Hauptquelle der nordischen Mythologie, wo die Götter Aesir den galaktischen Riesen Ymir in die große Leere von Ginnungagap warfen und so die Welt schufen, die wir kennen, die Welt aus Fleisch und Blut. 

Die Gemälde von Peter zeigen eine tiefe Verwandtschaft mit den Werken von Caspar David Friedrich, dem führenden Vertreter der nordischen romantischen Landschaftsmalerei im Deutschland des frühen 19. Jahrhunderts. Besonders deutlich erkennbar wird dies in Werken wie “Der Mönch am Meer“ von 1809, das eine pantheistische Perspektive des Göttlichen subtil in die weite Ausdehnung der Natur einflechtet. Friedrichs Oeuvre befasste sich in erster Linie mit der Kontemplation der Natur. Seine symbolischen und antiklassischen Kompositionen sollten eine subjektive, emotionale Reaktion hervorrufen, indem sie die natürliche Welt mit den Überresten der Vergangenheit und rätselhaften, dem Betrachter abgewandten Figuren gegenüberstellten, die als Stellvertreter für die menschliche Kontemplation dienen. Indem er die Menschen in einer verkleinerten Perspektive vor riesigen, weitläufigen Landschaften darstellt und sie so auf einen Maßstab reduziert, der ihre metaphysische Bedeutung hervorhebt, kontert Friedrich diese Botschaft sofort, indem er uns an ihre fast pathetische Bedeutungslosigkeit im Verhältnis zur umgebenden Welt und den dahinter liegenden Rätseln erinnert.

In Peters Gemälden kann man das Verblassen oder vielmehr die Auslöschung der menschlichen Figur beobachten, dem Maß aller Dinge in der Renaissance, in der Tradition von Caspar David Friedrich und seinem britischen Geistesverwandten und Zeitgenossen William Turner bis hin zu Malern wie Mark Rothko, den Clement Greenberg zusammen mit Jackson Pollock und ihren Kollegen des Abstrakten Expressionismus als vorbildliche Maler verherrlichte. Wie bei Mark Rothko gibt es in Peters Werken keine wirkliche Unterscheidung mehr zwischen Festigkeit und Leere. Die Farbe besitzt eine ungeheure, von jeder Assoziation unabhängige Präsenz. Doch seine Verwandtschaft mit Caspar David Friedrich ist noch größer. Wie dieser, der zutiefst erdverbunden ist, geht Peters Kunst über die bloße Darstellung hinaus und fängt das unbeschreibliche Geheimnis der natürlichen Welt und unserer zerbrechlichen, zersplitterten und flüchtigen Existenz in ihr ein, wenn wir mit „dem Erhabenen und dem Schönen“ konfrontiert werden, wie der anglo-irische Philosoph Edmund Burke bereits 1757 schrieb.

So ist es kein Wunder, dass Peter sich von der ungezähmten Schönheit der Halbinsel Snæfellsnes inspirieren lässt. Hier, inmitten der zerklüfteten Klippen und des endlosen Horizonts, fühlt er sich mit den ursprünglichen Kräften der Natur verbunden. An diesem von der Zeit weitgehend unberührten Ort entdeckt er Anklänge an alte Mythen und Legenden, wo die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Die Titel seiner Werke und Ausstellungen geben oft einen Einblick in die ausdrucksstarken Einsichten des Künstlers. Himinbjörg ist auch der Name eines Zentrums für visuelle Kunst und privater Kunstateliers auf der mittleren Spitze der Halbinsel Snæfellsnes, einem Ort, an dem sich die Welten der Fantasie und der Freundschaft treffen, interagieren und ihre Kräfte vereinen können. Doch jenseits der greifbaren Schauplätze und künstlerischen Gemeinschaften liegt für Peter eine tiefere Quelle der Inspiration. Für ihn liegt die wahre Leinwand in den wortlosen Landschaften und Ausblicken der Halbinsel Snæfellsnes. Diese Landschaften bilden den Hintergrund für seine Bilder, die Grundlage, auf der er seine Farbpalette entwickelt und seine künstlerische Vision vermittelt.

In Himinbjörg, dem himmlischen Wohnsitz von Heimdallur, dem Gott, der über Bifröst wacht, die Regenbogenbrücke, die Midgard (die Welt der Menschen) mit Asgard (dem Reich der Götter) verbindet, findet Peter Trost und Inspiration. Während Heimdallur nach Anzeichen für eine drohende Gefahr Ausschau hält, vor allem während der Ereignisse im Vorfeld von Ragnarök, dem Weltuntergang in der nordischen Mythologie, oder Götterdämmerung, wie die Deutschen es nennen, hat Peter einen Zufluchtsort für seine Kunst entdeckt, einen Ort, an dem Träume inmitten der wirbelnden Nebel und des ätherischen Lichts der Vergangenheit und Gegenwart fliegen.

Mit jeder Farblinie lädt Peter uns ein, auf unsere eigene Entdeckungsreise zu gehen, und lädt uns ein, die Welt durch die kaleidoskopische Linse seiner Fantasie zu sehen. Seine Gemälde sind mehr als nur Bilder; sie sind Fenster in unseren eigenen Geist und unser eigenes Fleisch und spiegeln die grenzenlose Schönheit und Komplexität des „Abstrakten Menschen“ wider. Mit seiner Kunst ermutigt Peter Lang uns, das Wunder der Existenz zu umarmen und uns an den unendlichen Möglichkeiten des kreativen Geistes zu erfreuen. Es ist vielleicht kein Zufall, dass dieser zeitgenössische Zauberer der Farben mit Himinbjörg in Verbindung gebracht wurde, eine Vorliebe für die brennende Brücke Bifröst entdeckte und seinen Lieblingsplatz in der Mitte der ehrfurchtgebietenden Passage fand. Doch er ist nicht allein; wir alle sind dort mit ihm. Wenn Sie es noch nicht erkannt haben, ist es an der Zeit, Ihre Augen zu öffnen. Oder auch mehr.

Bjarni Sigurbjörnsson, Maler

Escape

Ein Kunstprojekt der visionären Überzeugung: Werkzeuge statt Waffen

Ein inszenierter Ortswechsel

Die aktuelle Situation eines Krieges in Europa löst Unsicherheit aus und es bleiben zwei Reaktionen: Aushalten und Verteidigen oder Weichen und Flüchten.

Als Künstler ist die Flucht als Aufbruch in eine neue Situation kreativer und beweglicher als das statische Verweilen mit Verteidigung oder Angriff.

Die Vorstellung des Weichens setzt die Kraft des Handelns frei. In der Vision einer Neugestaltung von Flucht schaffen Handwerker als Macher, als Bau“soldaten“ aktiv Raum und Unterkunft. 20 Personen aus unterschiedlichen Gewerken setzen ihre Fähigkeiten und Kräfte ein. Das Aktions-Kunst-Projekt läuft von Mai bis September und wird multimedial gestaltet, um wiederum einen realen Escapepunkt als einen irrealen Escapepunkt an anderen realen Orten zu zeigen.

Peter Lang – Schiffsmeldungen

Großer Andrang herrschte am Sonntag bei der Eröffnung der Ausstellung „Peter Lang – Schiffsmeldungen“ in Adlmannstein. Die Kunstpartner Wilma Rapf-Karikari und Ingo Kübler zeigen Zeichnungen, Grafiken und Ölbilder aus Island, sowohl aus Arbeitsaufenthalten des Künstlers aus den letzten 10 Jahren als auch von der Schiffsreise LANDSYN.

Florian Sendtner hat einen Bericht zur Ausstellung in der MZ geschrieben: Die Sirenen ungebändigter Naturgewalt.

Foto: Ingo Kübler
Foto: Ingo Kübler

Kunstpartner Schaulager und Galerie, Adlmannstein
5. März – 2. April 2023

Die Sirenen ungebändigter Naturgewalt

Bei den Kunstpartnern in Adlmannstein sind die atemberaubenden Island-Bilder von Peter Lang zu sehen.

von Florian Sendtner, Mittelbayerische Zeitung vom 3. März 2023

Adlmannstein.   „Eigentlich eine kühne, unmögliche Idee, mal vom Wasser aus zu arbeiten“, sagt Peter Lang. Aber der oberpfälzer Künstler hat sie verwirklicht. Von Juni bis August 2021 umrundete er Island mit einem Fischerboot und malte dabei über 400 Bilder von der Küste. Langs „nautisches Pleinair-Projekt“ mit dem Titel „LANDSYN – Land in Sicht“ macht seitdem Furore. Eine Auswahl der Bilder war schon in verschiedenen Museen zu sehen, von der städtischen Galerie im Leeren Beutel bis zum Sprengelmuseum Hannover.

Am Sonntag (5. März, 11 Uhr) eröffnet nun in der Kunstpartner-Galerie in Adlmannstein (Landkreis Regensburg) die Ausstellung „Schiffsmeldungen“ von Peter Lang: „Zeichnungen, Grafiken, Malerei aus Island, zu Wasser und zu Lande“. 17 großformatige Bilder auf Büttenpapier von der Island-Umrundung sind zu sehen, garniert mit kleineren, zuvor entstandenen Druckgrafiken, die ebenfalls isländische Landschaften zeigen. Peter Lang war schon jahrelang immer wieder auf Island unterwegs, bevor er sich aufs Meer hinauswagte.

Auf der Internetseite von Peter Lang gibt es ein sechsminütiges Video, auf dem der Künstler bei der Arbeit auf Deck zu sehen ist: Er steht in einem offenen Zelt vor einem Maltisch, hält sich mit der Linken an einem Seil fest, mir der Rechten malt er. Wie kann man auf so einem kleinen Boot – die Pall Helgi ist 16,5 Meter lang und 4,5 Meter breit – zeichnen und malen? Peter Lang sagt selbst dazu: „Ich wusste nicht, ob es überhaupt möglich ist.“ Doch dann stellte er fest: „Der Seegang, vor dem ich am meisten Angst hatte, dieses ewige Schaukeln, befördert eigentlich meine Arbeit, lässt kein Zaudern zu.“ Er fügt hinzu: „Man muss voll konzentriert arbeiten, man kann sich auf keine Details versteifen, man muss schnell entscheiden und zupackend arbeiten.“

Wenn man Peter Lang in dem Video sieht, wie er sozusagen malend in den Seilen hängt, denkt man unwillkürlich an Odysseus. Und es stimmt auch: Die Küste Islands, vom schwankenden Meer aus gesehen, übt eine regelrechte Sogwirkung aus, die Sirenengesänge der ungezügelten Natur locken – und sind jederzeit bereit, Maler, Crew und Boot zu verschlingen oder an den Felsen zerschellen zu lassen. Peter Lang sagt. „Die wilde Seefahrt haben wir dank der umsichtigen und professionellen Kapitäne unversehrt überstanden, was ein Glück ist.“

In Adlmannstein, vor allem im Schaulager, ergeht es jetzt dem Besucher wie Odysseus: Links und rechts locken die ungestümen Küstenlandschaften, umbraust von der See. Die Anziehungskraft ist physisch zu spüren, auch wenn sie auf Arches Rives Bütten und im Format 80 mal 120 Zentimeter gezeichnet und gemalt ist.

Die kleineren, älteren Druckgrafiken dazwischen, die an Goya erinnern, sind nicht minder ausdrucksstark und verweisen darauf, dass die Faszination der reinen, rohen, von Menschenhand unberührten Natur die Künstler auch schon im 18. Jahrhundert gepackt hat.

Der Wechsel der Farben und Formen ist unbeschreiblich, spektakuläre expressive Kontraste stehen neben diffizilen impressiven Nuancen. Peter Lang zufolge sind sie in ruhigerem Fahrwasser entstanden.

Durch eine selbst entwickelte Rahmentechnik ohne Glas scheinen die Bütten an der Wand zu schweben, was die Unmittelbarkeit der Bilder noch steigert. Man ist mitten in der Situation, die dem Maler eine enorme Kraftanstrengung und gleichzeitig „eine präzise Wahrnehmung und blitzartige Umsetzung abverlangte“.

Kaum je hat sich ein Künstler so intensiv mit der ungezügelten Natur eingelassen, die alles andere als gefälliges Sujet ist. Wenn man es künstlerisch mit ihr aufnimmt, schaut man in einen Abgrund. Die menschliche Großmannssucht ist angesichts der ungebändigten Naturgewalt wie weggeblasen. „Macht euch die Erde untertan!“ – Da kann die Erde nur lachen. Unter allen unfreiwillig komischen Sätzen in der Bibel ist das der lächerlichste.

AHOY – AHOJ

Peter Lang freut sich sehr über die Einladung, Werke aus den Island-Projekten in der Galerie der Stadt Pilsen zu zeigen. Von 3. Februar bis zum 19. März ist die Ausstellung geöffnet.

GA/MP

LANDSYN in München

Von 8. September bis 21. Oktober zeigt Fenna Wehlau eine Auswahl der LANDSYN Zeichnungen von Peter Lang. In ihrem neuen Schauraum gegenüber der Galerie in der Amalienstraße präsentiert sie dunkle großformatige Landschaftsmalerei.

Filmische Dokumentationen über das Projekt LANDSYN finden sie unter Videos:

LANDSYN 1: Pall Helgi LANDSYN 2: Artist on Sea LANDSYN 3: Crew LANDSYN 4: Companions

LANDSYN – Land in Sicht in Berlin

In ihrer kleinen Galerie zeigt die junge Galeristin Anna Franek ausgewählte Prägezeichnungen aus der Serie LANDSYN – Land in Sicht.

8. Januar – 11. Februar
Galerie anna25, Berlin

Peter Lang fasst seine Reise im Fischkutter um Island selbst zusammen:

LANDSYN Ein nautisches Pleinair-Projekt

Seit vielen Jahrzehnten beschäftige ich mich mit der Landsichtung. Im Kindesalter war meine Wahrnehmung der Landschaft mit einem Gefühl der Schönheit gepaart. Es stellte sich in der Bewegung, beim Laufen, Radfahren oder Bergsteigen ein, wenn die Landschaft-Raum-Komponenten Vordergrund, Hintergrund, Himmel und Licht so aufeinandertrafen, dass für mich ein ästhetischer Moment entstand. Diese visuelle Herausforderung stellt sich für mich bis heute als bildender Künstler. Zur optischen Wahrnehmung des Landschaftsraumes kam im Laufe meiner künstlerischen Darstellung die Frage der Verwendung der malerischen und grafischen Mittel. Diese zusammenzubringen ist mein Beruf.

Das Kunstprojekt LANDSYN – Land in Sicht hat die Elemente Land, Standpunkt, Bewegung, Beobachtung, Sichtung, Entscheidung und Ausführung „en plein air“. Als Land wählte ich die Insel Island. Der Standpunkt war der alte Fischkutter Pall Helgi auf dem Nordatlantik. Auf ihm wurde ein Zelt mit einem großen Ausguck zur Küstenlinie installiert. Im Zelt war ein Maltisch, von dem aus die Landschaft gesichtet und die Entscheidung zum Start der grafischen und malerischen Aktion getroffen wurde. Das Eichenboot fuhr mit zwei bis zehn Knoten Geschwindigkeit insgesamt eine Strecke von ca. 5500 Seemeilen ab. Dabei wurden 48 isländische Fjorde ein- oder mehrmals befahren und in 28 Häfen angesteuert. Gearbeitet habe ich auf Papier, Arches Rives Bütten, 300g/qm im Format 80 x 120 cm oder 60 x 80 cm. Meine grafischen Geräte waren das Falzbein, eine stumpfe Radiernadel, Bleistift, Stahlfeder und Tuschpinsel. Als Farbmittel habe ich Farbpigmentteige der Firma Kremer verwendet, die mir David Kremer speziell für die Reise angefertigt hat. Bindemittel war Schellack.

Der Zeitraum der Umfahrung war Juni bis Mitte August 2021. Bolungarvik im Nordwesten Islands war Ausgangspunkt und Endpunkt der Malreise. Richtung N-O-S-W.

Gearbeitet habe ich ausschließlich auf dem Wasser. Meine Inspirationsbeobachtungen fanden immer während der Seefahrt statt. Von meinem Zeltausguck betrachtete ich die Landschaft und zündete bei einer für mich ergreifenden Landschaftssituation meinen malerischen und zeichnerischen Prozess. Der begann meist damit, dass ich zuerst mit Falzbein, Radiernadel oder stumpfem Bleistift Vertiefungen in Vorder- und Rückseite des Papiers prägte. Nachdem so eine Bildidee entstanden war, fasste ich mit Farbtuschen die Zeichnung farbig. Meist wurde das Blatt mit Ortsnamen betitelt und mit nautischem Maß in Länge und Breite verortet und dann signiert. Die Außenbedingungen, Temperatur und Wetter, die Jetzt-Situation auf dem Wasser haben meine künstlerische Arbeit stark geprägt. Entscheidend aber war die Bewegung des Bootes im Wellengang. Bei sehr starkem Wellengang entstanden meist sehr direkte Arbeiten, in stark expressivem Duktus. Es war ein sehr rigoroses Aufnehmen und Ausdrücken. Die starke physische Anstrengung am Arbeitsplatz forderte eine sehr konsequente Umsetzung. Diese Wildheit habe ich sehr geschätzt. In ruhigem Fahrwasser sind entsprechend zarte und feine Arbeiten entstanden. Die Zeichnung konnte komplexer gesetzt und die Farbe differenzierter gemischt werden. Das Wetter, Wellengang und die starken Meeresströmungen haben grundsätzlich meine Beobachtung und meinen Arbeitsprozess beeinflusst. Die schnell wechselnden Lichtstimmungen waren die Grundlage für die jeweiligen Farbentscheidungen.

Die Weiterfahrt des Schiffes veränderte ständig den Standpunkt meiner Landsichtung und ist somit der immanente Unterschied zu meiner Arbeit an Land. Der Landstandpunkt ist immer fest und die Betrachtung ist nur geprägt von wechselnden Lichtstimmungen, ganz anders als auf dem Wasser in Seefahrt. Eine Situation, die mir eine präzise Wahrnehmung und blitzartige Umsetzung abverlangte: Zaudern unmöglich, ein impressionistischer Eindruck, eine expressive Ausführung, eine Momententscheidung, kein Abwägen, radikale Umsetzung, Kopf oder Zahl, immer riskant. Es war ein Arbeiten im Hier und Jetzt voller Konzentration, ein Arbeitsrausch, wunderbar für mich.

Interessant ist auch der auf See umgekehrte Farbraum zur Landschaftsmalerei an Land: Kalte Farben sind auf See im Vordergrund und das „wärmere“ Land im Hintergrund. Die für mich als Mitteleuropäer gewohnte Farbperspektive im Sinne Caspar David Friedrichs stellte sich auf den Kopf und gab mir die Möglichkeit, den dreidimensionalen Raum frisch und spontan in eine zweidimensionale Grafik zu übersetzen.

Das einfache, freie Leben an Bord der Pall Helgi rahmte den Arbeitsplatz ein. Gekocht, gegessen und geschlafen wurde gemeinsam mit der Schiffsmannschaft in der kleinen Kajüte im Bug des Bootes. Verspeist wurde fast ausschließlich der Fischfang des Vortages, besprochen wurde alles am kleinen Kajütentisch oder es wurde spontan nach der jeweiligen Wettersituation entschieden: Kurz, direkt und sofort. Die Stimmung an Bord war immer hervorragend und es wurde viel gelacht. Die Mannschaft bestand aus dem Kapitän und Ingenieur Loftur Bjarnason (56 Jahre), dem Koch und Manager der Reise Sigfus Almarsson (66 Jahre), Gabriele Lang-Kröll als Dokumentaristin und Matrosin (55 Jahre) und dem Künstler Peter Lang (56 Jahre). Während eines sechstägigen Landgangs von Loftur im Westen der Insel übernahm Kapitän Fri∂thjoffur Saevasson (54 Jahre) das Ruder und Arni Emanuelsson (70 Jahre) unterstützte ihn als Maschinist. Manchmal hatten wir auch Gäste an Bord, die uns für ein paar Tage begleiteten. Gemeinsam haben wir allen Widrigkeiten getrotzt und wurden von der unglaublichen Schönheit der Insel überrascht und belohnt.

Die wilde Seefahrt haben wir dank der umsichtigen und professionellen Kapitäne unversehrt überstanden, was ein Glück ist. Wir haben gemeinsam nicht den Fisch gejagt, sondern die Schönheit der Insel. Was für ein Malabenteuer!

Auf See, 20. August 2021, Nöronna (Fähre Island-Dänemark)

Peter Lang

Luftmuseum Amberg

Die ersten Tusch-Zeichnungen aus dem Projekt LANDSYN – Land in Sicht zeigt Peter Lang im Luftmuseum Amberg. Hier ein Einblick:

Luftmuseum Amberg

30. Oktober 2021 bis 23. Januar 2022

LANDSYN – Land in Sicht

Iceland off shore  –   Ein maritimes Zeichnungsprojekt

„Es war ein Traum, die Insel meiner künstlerischen Sehnsucht einmal mit dem Boot zu umrunden. Es war ein noch größerer Traum, von einem Boot aus zu malen. Im Sommer 2020, nach kurzen Seeausflügen, ergab sich die Gelegenheit dieses Projekt zu starten. Mein Freund Sigfus Almarsson nahm die Organisation in die Hand, besorgte ein Boot und einen Kapitän. So komme ich nun als Landratte (die Isländer nennen es Landkrabbi) in den Genuss, die Insel vom Boot aus und damit in einer komplett anderen Farbperspektive zu betrachten.“  Peter Lang

Die übliche Farbperspektive eines Landschaftsmalers, nennen wir es klassisch, historisch oder kontinental, geht von warm nach kalt, also von rot über grün nach blau. Vom Boot aus wird Peter Lang die Farbperspektiven komplett anders erfahren, umkehren und bearbeiten. Ausgangspunkt ist der Standort im Meer mit Blick auf die Landschaft, demnach von blau zu grün und rot. Das Ergebnis ist eine Unwägbarkeit sowohl für den Künstler als auch für den Betrachter. 

In der Beengtheit des Schiffes wird auf bestes Büttenpapier gesetzt: biegsam, Wasser aufnehmend und abgebend. Für die Farbtuschen stellte David Kremer besondere Schellacktuschen u.a. mit den erprobten Islandpigmenten exklusiv her, denn auf die perfekten Pigmente der Firma Kremer kann nicht verzichtet werden. 

Einen festen Boden unter den Füßen zu haben, ist für einen Landschaftsmaler eine Selbstverständlichkeit. Bei diesem Projekt wandelt sich der Mensch in der Landschaft zum Menschen vor der Landschaft, auf dem Wasser ohne festen Grund. Dünung, Wellen, Wetter  und Wind bewegen das Schiff, den Geist und den Betrachter. Der Künstler und das Motiv sind immer in Bewegung: Spannung pur für Peter Lang. Wieviel künstlerische Anforderungen, Vorstellungen und Überzeugungen werden über Bord geworfen, wieviel bleiben, wieviel entstehen? 

Über den Fortschritt des Projekts finden Sie in den nächsten Wochen weitere Beiträge.

Góða ferð.

Auf dem Weg nach Island: Faröer Inseln

Peter Lang und das Polarlicht

Fenna Wehlau, im Katalog Peter Lang und das Polarlicht, Köln 2019, ISBN 978-3-9812421-3-3

Dem Polarlicht entgegen – mit dieser Mission zieht es Peter Lang im Winter 2018/ 19 unweigerlich nach Island, dem Sehnsuchtsland vieler Reisender. Allein seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Islandreisenden verfünffacht und lag im Jahre 2017 knapp über 2,2 Millionen. Das an Naturwundern reiche Landschaftsbild ist geprägt von Vulkanen, Gletschern, Wasserfällen, Seen und Hochebenen. Diese zu erleben ist Motivation eines jeden Islandreisenden.

Für Peter Lang ist es die zweite Island – Malreise. Erstmalig arbeitete er 2012/13 für insgesamt 18 Monate auf der Halbinsel Snaefellsness. Damals reiste er mit dem Malcontainer, der an einem exponierten Platz direkt am Meer aufgestellt wurde. Hier auf Island fand Peter Lang Inspiration durch die Natur, durch ständige Wetterwechsel und das so geliebte Licht. Es ist eine umfangreiche Werkreihe mit den für ihn typischen abstrahierten Landschaften in feinem Lineament hoch differenzierter Farbnuancen entstanden.  Während dieser Zeit hat er gute Freundschaften mit den Anwohnern von Hellissandur geknüpft.

Im Sommer 2018 beschließt Peter Lang, ein weiteres Mal nach Island zu reisen: er interessiert sich dafür, das Polarlicht bildnerisch umzusetzen. Innerhalb kürzester Zeit organisiert er den Aufenthalt vom Transport bis hin zur Unterkunft. Die Gemeinde Snaefellsbaer stellt ihm auf Anfrage das leerstehende Rettungshaus mit Blick zum Gletscher und zum Meer für mehrere Monate als Atelierhaus zur Verfügung. Sämtliches Inventar, alle Malutensilien, Leinwände, Papiere und sogar eine Radierpresse verschifft er mit einem Container nach Island. Vor Ort soll es ihm an nichts fehlen, will er sich doch ungestört der Arbeit widmen. Er und seine Frau Gabi treffen im November 2018 in Hellissandur ein. Bevor es aber mit der eigentlichen Arbeit losgehen kann, werden für den Ausblick auf das Meer mitgebrachte Fenster eingebaut.

Der Winter und die dunkle Zeit kommen schon bald und mit ihnen die Naturbeobachtungen unter freiem Himmel und die eigentliche Atelierarbeit. Das Polarlicht in seiner Ungreifbarkeit und seiner ganzen Komplexität, einer Farbigkeit von grün, rot, violett bis blau und seinen gleichmäßig wie strahlenförmigen Bögen, Flächen und Bändern, den pulsierenden Flächen und Bögen, der Korona und den Zenit gerichteten, pulsierenden Strahlen, hat Peter Lang zu neuen Bildfindungen und zu einer Wiederentdeckung der Radierung inspiriert.

Es entstehen 33 Radierungen, die in ihrer Gesamtheit davon zeugen, dass hier ein Meister der Radierung arbeitet, der das ganze Repertoire an Techniken und Verfahren beherrscht. Peter Lang erreicht stark ausgeformte Plastizität und nuancierte Licht- und Schattenwirkung in Mezzotinto- und fein gestufte Tönungen in Aquatintatechnik. Jedes einzelne Blatt ist voll durchkomponiert, kraftvoll und immer wieder neu. Seine Radierungen bestechen in ihrer bildnerischen Umsetzung des Naturphänomens Polarlicht, sie sind ruhig bis kraftvoll, teilweise explosiv im Ausdruck – alles ist gefühltes Erleben und zeugt von der Freude des Künstlers in diesem Medium zu arbeiten und die Unvergleichbarkeit des Augenblicks einzufangen.

Parallel zu den Radierungen arbeitet Peter Lang Leinwände in unterschiedlichen Formaten von 50 x 80 cm bis zu 570 x 200 cm, alle Formate sind auf den Rücktransport im Container abgestimmt. Es entstehen die für ihn typischen ruhigen Landschaftimpressionen, wie „Þú Breiði Fjörður“ (50 x 230 cm) und „Við Eldborgarhraun“ (80 x 120 cm) in farblich fein abgesetzten Linienführungen und vergrößerte Fragmente von Naturbeobachtungen, wie das Aufeinandertreffen von Himmel und Meer in „Fjarlægðin Gerir Fjöllin Blá“ (80 x 120 cm).

Die malerische Umsetzung des Polarlichtes wird für ihn kompositorisch herausfordernd und fordert ihm neuen Lösungen ab: steil abfallendes Licht fasst er wie in „Ljósadýrð“ mit 230 x 140 cm in starke Hochformate.  In „Óveðuri Aðsigi“ (125 x 120 cm), „Ljósabönd“ (120 x 190 cm) und “Solvindar Á Nætur Himni” (80 x 120 cm) unterliegen die grob ausgearbeiteten kreisenden Bewegungen der Aurora Borealis den darüber gearbeiteten Vertikallinien. In mehreren kleineren Malereien wiederum zieht er Fragmente der Lichterscheinungen hoch und kommt so zu einem eher ruhig angelegten horizontalen Bildaufbau, wie in „Við Dönsum í Nótt“ (50 x 80 cm).

In einer seiner letzten großen Arbeiten vor Ort, „Ljóslogar Í Náttmyrkri“ (570 x 230 cm), macht er eine ganz neue Vielfalt der Schlagschnurtechnik auf und setzt kürzere, in Abfolge gesetzte, sich scheinbar bewegende Linien. Jede einzelne Malerei aus diesem Zyklus ist ein Meisterwerk, eine Glanzleistung an sich und Ausdruck der Erfahrung, die Peter Lang mit seiner Malweise gewonnen hat.  

Hinzu kommen die isländischen Titel – sie entstehen in enger Zusammenarbeit von Peter Lang und seinem isländischen Freund Sigfus Almarsson. Dieser sieht die sinnlichen Bedeutungen in den Bildern und findet typisch isländische Begriffe und Formulierungen. Die Titel betonen das Poetische in den Bildern von Peter Lang, sie bringen uns die isländische Welt mit ihren Sagen und Mythen näher und sind Ausdruck seiner authentischen Herangehensweise. Schauen wir sie uns genauer an, so merken wir schnell, dass sie sich nicht direkt ins Deutsche übersetzten lassen. Sie sind irgendwo „dazwischen“ so wie „Nidur“ (230 x 140 cm) einen Zusammenklang bedeuten kann und auch etwas von Schönheit erzählt. Auch sind sie Ausdruck der Mystik, die seinem Gesamtwerk unterliegt. Mit den Ergebnissen seiner Malreise Island 2018/ 19 lässt uns Peter Lang in die isländische Natur eintauchen und stillt unsere Sehnsucht nach unberührter Landschaft. Es ist diese bildimmanente Sehnsucht, die uns als Betrachter immer wieder neu in den Bildraum eintreten lässt.

Es freut mich sehr, die Malereien und Radierungen zu „Peter Lang und das Polarlicht“ erstmalig in zwei aufeinander folgenden Ausstellungen in meiner Galerie zeigen zu können. Zusammen mit meiner Webmasterin Marion Ehrl habe ich Peter Lang und seine Frau Gabi während Ihres Aufenthaltes in Island besucht und ein Stück Arbeitsalltag mit Naturbeobachtungen und Atelierarbeit miterlebt. Hier wird hochkonzentriert und ausdauernd gearbeitet. Wie Peter Langs Bilder den Lichtverhältnissen und Stimmungen auf Island entsprechen, kann ich seitdem noch vielmehr nachempfinden. Ich habe Hochachtung vor seinem Einsatz für das Werk, die Entbehrungen und Risiken, die er bereit ist hinzunehmen und einzugehen. All dies ist nur möglich durch die Unterstützung von Familie, Freunden und der isländischen Gemeinschaft von Hellissandur. Ich danke den Langs für die konstruktive Zusammenarbeit und wünsche dem tourendem Ausstellungsprojekt viel Erfolg und viele interessierte Besucher.

                                                                        Fenna Wehlau

Ein Wald für Island

Mit dem Titel für die Ausstellung in der Berliner Galerie ANNA25 weist Peter Lang auf die Bemühungen der Isländer hin, ihre Umweltproblematik in den Griff zu bekommen. Auf großen Flächen wird versucht wieder einen landestypischen Waldbestand anzusiedeln. Im 9. Jahrhundert, als die Wikinger die „Eisinsel“ besiedelten, sollen nach Forschungen 60% des Landes bewaldet gewesen sein. Holzwirtschaft und Beweidung machten dem Wald den Garaus. Momentan sind 2% der Landesfläche mit Bäumen bewachsen.

Peter Lang hat viel von seinen isländischen Freunden gehört. Die einen lieben den Wald, andere mögen ihn nicht, denn er beeinträchtigt die Sicht. Und schließlich sind Isländer eine weite Sicht gewohnt. Ganz egal, wo man sich auf dieser Insel aufhält, der Blick geht immer in die Weite, auf das schier unendliche Meer, die riesigen Lavafelder, über windschnittige Berge oder endlose Wasserläufe entlang.

Peter Lang liebt diese Weite, er fasst sie in seinen Bildern zu Bildräumen. Und er liebt den Wald. Als kleiner Junge wollte er einmal Förster werden. Der Wald und das Meer, beides bedeutet für ihn Weite und Lebensraum. Das Rauschen des Böhmerwaldes in einer windigen Nacht gleicht dem beständigen Rollen des Nordmeeres. Island ist für Peter Lang zu einer zweiten Heimat geworden. Der Wald ist seine Heimat.

In der jungen Berliner Galerie von Anna Franek zeigt er Ölbilder und großformatige Tuschezeichnungen aus seiner Islandreise 2012/13, dazu brandneue farbige Waldmotive im Format 65 x 50 cm (Tusche-Präge-Zeichnungen auf Bütten).

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