Kalte Nacht, lange Nacht

Landschaften von Peter Lang im Oberpfälzer Künstlerhaus

von Susanne Wolke, Onetz vom 10.11.2017

Peter Lang bleibt seiner Linie treu. In unverdrossener Beharrlichkeit spannt der Künstler mit Farbe getränkte Schnüre über eine Bildfläche, zupft diese an, lässt sie zurückschnellen und schafft somit strichförmige Abdrücke.
Millimeter für Millimeter arbeitet er sich voran, bis am Ende eine Landschaft entsteht. Eine charakteristische Lang-Landschaft. Denn die flirrenden Naturansichten, in denen es weniger um Berge oder Bäume geht, als vielmehr um Stimmungen aus Licht und Farbe, sind längst das Markenzeichen des Künstlers. Die Entwicklung zur immer größeren Abstraktion bei Peter Lang ist derzeit im Oberpfälzer Künstlerhaus in Schwandorf aufgezeigt.

Eine Ausstellung präsentiert dort sowohl Arbeiten, die noch mehr dem Gegenstand verpflichtet sind. Wie bei einem 3-D-Bild zeichnen sich hier die Umrisse der Landschaft aus dem Liniengeflimmer ab. Zu sehen sind aber auch Bilder mit einem deutlichen Hang zur Abstraktion – auch wenn Titel wie „Aprilhimmel“ oder „Wetterwechsel“ die Assoziationen des Betrachters stets in die richtige Richtung lenken.

„Peter Lang – Kalte Nacht“ lautet der Titel der Schau. „Lange Nacht“, könnte man die Präsentation auch nennen, und das nicht nur in Anlehnung an den Namen des Künstlers. Denn richtig hell wird es bei den in Schwandorf gezeigten Arbeiten Peter Langs selten. Nicht bei den samtigen Nachtstimmungen, nicht bei den gelblichen Gewitteratmosphären und auch nicht bei den in Blutrot getränkten Abendbildern.

Wären die Gegenden, in denen Peter Lang die Inspiration für seine erhabenen Bilder schöpft, nicht so abgelegen, dann wäre der Künstler dort wohl bekannt wie ein bunter Hund. Mit einem voll ausgestatteten Atelier-Container begibt sich Lang vom heimischen Gleißenberg im Bayerischen Wald aus immer wieder auf Reisen. Inmitten einsamer Natur taucht er zunächst selbst ein in das, was er später auf die Leinwände bringt.

Bilder aus Island, Chile und Österreich sind nun in der Schau in Schwandorf zu sehen. Die Ausstellung zeigt aber auch: Peter Lang macht noch mehr als die von ihm entwickelte Maltechnik mithilfe von Schnüren. Neben großformatigen Gemälden gibt es im Oberpfälzer Künstlerhaus zeichnungen und Radierungen. Die wüsten Felsformationen, die Lang hier aufs Papier gebracht hat, lassen seine „künstlerische Initialzündung“ erahnen. Diese bescherte Peter Lang kein anderer als Caspar David Friedrich. Auch wenn der Künstler ein durchaus moderner Landschaftsmaler ist: Der Hang zum Mystischen, Romantischen haftet allen seinen Arbeiten an.

Eine besondere Spielerei erlaubte sich der Künstler bei einer Skulptur, die ebenfalls in Schwandorf zu sehen ist. Aus einem Holzgerüst und weichem Kunststoff formte er ein Ungeheuer, das sich nun durchs Oberpfälzer Künstlerhaus schlängelt. „Fjörulalle“ ist eine Hommage an ein isländisches Seeungeheuer. In Schwandorf darf man auf der Sagengestalt Platz nehmen – und genießen: den Blick in entlegene Landschaften, die Lang ins Künstlerhaus gebracht hat.

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