Die Island-Bilder von Peter Lang im Kaiserslauterer Museum Pfalzgalerie
Von Dagmar Gilcher, Rheinpfalz Ludwigshafen vom 27.3.2015
Wer glaubt, Landschaft brauche Farbe, kennt sie noch nicht: die Zeichnungen von Peter Lang, zu sehen ab heute Abend im Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern in der Ausstellung „Nordlicht“. Entstanden sind die großformatigen Landschaften während eines einjährigen Aufenthalts des Künstlers in der wilden Natur Islands.
Gut möglich, dass heute Nacht, wenn alle Besucher der Vernissage das Museum verlassen haben, ein paar begeisterte Elfen und Trolle durch die Säle und Flure der Pfalzgalerie huschen. Im Gegensatz zu den Menschen, die hier vorher promenierten, verstehen sie die seltsamen Titel der Bilder, die „Koma af fjöllum“, „Jökullinn Sefur“ oder „Kvöldstund med Alfum“ heißen, von Bergen, Gletschern, Abendstunden mit Elfen erzählen, mit jenen Naturwesen, die zu Islands wilden menschenleeren Landschaften gehören wie das Licht und der Wind.
Dort mittendrin hat Peter Lang ein Jahr gelebt, in einem mobilen Container-Atelier zu Füßen des Snæfellsjökull, des Schneeberggletschers: jenes schneebedeckten Vulkans, in dessen Krater Jules Verne den Eingang für die „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ verortete, dem Halldór Laxness mit „Am Gletscher“ ein literarisches Denkmal setzte und der Schauplatz mehrerer der berühmten Sagas ist, die zur isländischen Identität gehören wie Elfen und Trolle, für die aufgeklärte Mitteleuropäer meist nur ein mildes Lächeln übrig haben. Sie bleiben unsichtbar für alle, die in den bizarren Gesteins- und Gletscherformationen, erstarrten Lavafeldern und Bergketten nur – sicherlich auch als solche beeindruckende – geologische Phänomene erkennen wollen.
Ähnlich könnte man sich auch Peter Langs Landschaftsansichten nähern: voller Bewunderung für die Technik, mit einem Falzbein aus Walfischrippen das Büttenpapier zu strukturieren, zu zeichnen, und dann Tusche aufzutragen: Feinste Linien und Abstufungen werden sichtbar. Die Tuschezeichnung ähnelt fast einer Kaltnadelradierung, eine ganz eigenwillige, hochspannende Art des Zeichnens. So weit das Herstellungsverfahren der rund 30 nun in Kaiserslautern ausgestellten großformatigen, fast abstrakt anmutenden Tuschzeichnungen.
Aber zugleich – und man muss da gar nichts wissen über nordische Sagenhelden – spürt man das Wilde, Unberechenbare, erkennt hoch aufragende Felsen, vom Wind über die Hochebene getriebene Wolken, über den Bergen aufblitzende Nordlichter, gewissermaßen die Quintessenz dessen, was die Landschaft auf der Insel im Nordatlantik ausmacht. Nein, keine Trolle und keine Elfen, aber es macht den magischen Realismus dieser Zeichnungen aus, dass man sie mitdenken muss. Jedenfalls ging es den Isländern so, denen Peter Lang seine Arbeiten zeigte und sie aufforderte, die passenden Titel zu finden für seine auf Papier gebannten Eindrücke dessen, was rund um sein Container-Atelier zu sehen war.
Dieses mobile Künstlerheim hat kurz vor der Island-Reise in der Pfalz Station gemacht, 2011 auf dem Ludwigshafener Klüverplatz, wo hinter ihm, im Hack-Museum, Langs Landschaftsmalerei ausgestellt war – farbig diesmal, entstanden in der Wildnis Patagoniens, wohin er mit seinem Wohnatelier zuvor gereist war. Zu Hause ist der 1965 im oberbayerischen Holzkirchen geborene Peter Lang mit seiner Frau und seinen Kindern in Gleißenberg in der Oberpfalz. Wenn er nun von sich sagt „Ich bin ein Landei“ und gerne an den Rändern – im äußersten Süden oder Norden des Globus oder an der Grenze zu Böhmen – lebt, dann täuscht das ein wenig darüber hinweg, dass er nicht nur für moderne Landschaften in der Kunst steht, sondern die moderne gerade auch mit einer Atelierhausarchitektur in den Bayerischen Wald gebracht hat. Geplant hat das neue, wie eine Laterne auf dem Hügel thronende Künstlerheim ebenso wie das Container-Wohn-Atelier sein Münchner Architektenfreund Florian Nagler, der wiederum in Kaiserslautern studiert hat, wo jetzt die Island-Bilder zu sehen sind.
DIE AUSSTELLUNG „Peter Lang – Nordlicht“, bis 25. Mai 2015 im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern; geöffnet täglich außer montags 10-17 Uhr, dienstags 11-20 Uhr; Eröffnung heute 19.00 Uhr; www.mpk.de