Der Maler Peter Lang lebt und malt ein Jahr in Island. Aber seine Heimat bleibt Gleißenberg. Das geht im richtigen Leben ganz gut zusammen.
Von Ernst Fischer, Mittelbayerische Zeitung vom 18.12.12
Ólafsvík (die Bucht von Olaf) – das ist ein kleiner Hafenort an der nordwestlichsten Spitze von Island. 1020 Menschen leben hier. Seit Mai ist es einer mehr. Der Gleißenberger Maler Peter Lang hat an Olafs Bucht seinen „PRC“ aufgestellt. Ein Jahr lang bis Ende Juni will er hier leben – und malen.
PRC – Das Kürzel steht für „Peters Reise Container“. Unsere Leser kennen die Geschichte. Peter Lang hat einen handelsüblichen Übersee-Container zu einem Wohnatelier umgebaut, das transporttauglich für die entlegensten Winkel dieser Welt ist. Der Gedanke dabei: „Ein Maler ist immer auf Reisen“, sagt Peter Lang: „…auf der Suche nach anderen Eindrücken, nach dem Unterschied zum eigenen Standort“. Denn: „Nur so kriegt man einen neuen Blick für seine Heimat.“
Der Platz, wo alles anfing
In Patagonien am Südzipfel Südamerikas hat der PRC von November 2010 bis Mai 2011 seine erste Bewährungsprobe bestanden (wir berichteten). Jetzt also Island. Warum gerade Ólafsvík? – Peter Lang war schon einmal da. Vor 29 Jahren hat er mit vier Schulfreunden, darunter auch seine heutige Frau, eine „Expedition“ auf die Insel im Nordmeer gemacht. Zwei Monate waren sie unterwegs, zu Fuß und per Anhalter. Und am Ende standen die fünf Freunde auf einem Gletscher, der Snæfellsjökull heißt: Schneeberggletscher.
„Das ist einer der schönster Berge der Welt“, sagt Peter Lang. Damals vor 29 Jahren hat er „in diesem Augenblick entschieden: Du wirst Maler!“
Ólafsvík liegt am Fuße des Snæfellsjökull . Und in der anderen Richtung nach Westen streckt sich 50 Kilometer breit und 120 Kilometer lang der Breidafjord ins Nordmeer hinaus. 300 Kilometer dahinter kommt Grönland. Der Malcontainer von Peter Lang steht einsam auf einem Lavafeld. Zum Meer sind´s 30 Meter. Und jeden Morgen um Sechs schwimmen die Wale vorbei.
Eine Bayerwald-Buche für Arni
Schon vor einem Jahr hat sich Peter Lang diesen Platz ausgeguckt. Da hat er auch den Bürgermeister von Ólafsvík getroffen. Der hat ihm beim ersten Kennenlernen gesagt: „Du malst, und wir lösen die anderen Probleme.“ Das war dann auch so. Im Mai hat Peter Lang seinen PRC nach Island verschifft. Und jetzt nach einem halben Jahr in Olafs Bucht sagt Peter Lang: „Ich bin als Künstler noch nie so unterstützt worden wie dort.“
„Vergiss die Worte!“ – So hatte Peter Lang die Bilder seiner letzten Mal-Expedition nach Patagonien genannt – weil er dort allein mit sich und der Landschaft war. In Olafs Bucht hat der Maler aus Gleißenberg die Menschen kennengelernt, die hier leben.
Ein Schriftsteller zum Beispiel hat in einer Kurzgeschichte über Peter Langs Heimat geschrieben: „Er kommt aus einem Dorf, wo viele Menschen das Meer noch nie gesehen haben.“ Oder der Fischkutter-Kapitän „Arni“, mit dem Peter Lang öfter tagelang zum Fang auf hohe See fahren darf. Arni hat schon einen Gegenbesuch in Gleißenberg versprochen. Dann darf der Kapitän aus Ólafsvík mal einen großen Baum fällen. Das hat ihm Peter Lang versprochen. Denn: „ So was haben die da oben in Island nicht.“ Ein Freund in Gleißenberg hat schon eine Riesenbuche dafür ausgesucht. Und wie wird Arni den Riesenbaum nach Island bringen? „Gar nicht“, sagt Peter Lang: „Ich kann ja den Fisch von Ólafsvík auch nicht nach Gleißenberg nehmen.“ Sigfus Almarson ist einer von den 1020 Menschen in Ólafsvík, mit denen Peter Lang inzwischen fast täglich zu tun hat. Sigfus gilt „als der beste Fischkoch in Island“. Und er kocht für Peter – aus Freundschaft. Erst hat Sigfus dem Gast aus dem Bayerwald „alles beigebracht, was man über Fisch wissen muss“. Und dann hat Peter mitkochen dürfen.
„Wurschtsalat“ für Ólafsvík
So hat´s zum Beispiel einmal für eine 150-köpfige Geburtstagsgesellschaft in Ólafsvík „Heilbutt auf Bayerisch“ gegeben. Was das Bayerische dran war: „…viel Butter“, sagt Peter Lang. Sigfus kocht übrigens auch für die Kinder der Schule in Ólafsvík. Und da kam zuletzt etwas ganz Besonderes auf den Tisch: „Wurschtsalat“ – nach dem Rezept aus Gleißenberg. Was Peter Lang damit auch sagen will. Das Dorf bei uns im Bayerwald ist seine Heimat. Und sie wird es auch bleiben. Ende November ist er auf „Weihnachtsurlaub“ heimgekommen. Urlaub ist das falsche Wort. Es gibt auch hier viel zu tun. Peter Lang will ein neues Atelier in Gleißenberg bauen. Am 4. Januar fliegt er wieder nach Island. Bis Ende Juni wird er in Ólafsvík malen. Was er davon mitnehmen kann, das bleibt auf vielleicht 100 Leinwänden und 300 Zeichnungen.
Gezeigt werden sie bei einer Ausstellung im Leeren Beutel in Regensburg. Zur Eröffnung am 15. September haben sich auch ein paar Leute aus Ólafsvík angesagt. Sigfus Almarson zum Beispiel will für die Vernissage-Gäste kochen. Vermutlich gibt es Trockenfisch, keinen Wurschtsalat.
Peter Langs neue Pläne im Heimatdorf Gleißenberg
Peter Lang (47) stammt aus Holzkirchen (Oberbayern) und lebt und arbeitet mit Frau und fünf Kindern seit Jahren in Gleißenberg.
Landschaften sind seine Leidenschaft als Maler. Und er sucht die unmittelbare Begegnung mit ihr. Je wilder, unverstellter und weiter Landstriche sind, umso mehr inspirieren sie ihn. Dafür hat er seinen Atelier-Container entwickelt, der in Patagonien 2010/2011 seine Feuertaufe hatte. Jetzt steht er seit Mai in Island noch bis Ende Juni 2013.
Die Heimat von Peter Lang bleibt Gleißenberg. Hier will er ein neues großes Atelier bauen. Am Ortsende Richtung Ried entstehen drei Hallen (Lager/Archiv, Druckhalle, Malhalle) mit insgesamt 700 Quadratmeter Fläche.
Architektonisch will Lang damit an die Tradition im Dorf anknüpfen. Architekt Florian Nagler habe sich mit seiner Ziegelbaugestaltung an alten Glashütten der Gegend orientiert. Kritische Stimmen habe es trotzdem zu dem Projekt gegeben. Erklärt Lang.
Die Pläne sind jetzt genehmigt. Bis zum Herbst sollen die Hallen stehen.
Abwerbungsversuche: Der Waldmünchner Bürgermeister Markus Ackermann habe ihm Grundstücke dort schmackhaft machen wollen, sagt Lang. Aber er ist „froh, dass er in Gleißenberg bleiben kann“. Denn das bleibt seine Idee: „Im Dorf leben und arbeiten.“