Patagonien

Abenteuer im Container

Vergiss die Worte: Aktuelle Ausstellungen in Ludwigshafen, München, Köln

Landschaften sind seine Leidenschaft. Und das seit Beginn seiner seit ein paar Jahren steil zu nennenden Künstlerkarriere. Je wilder, je unverstellter und weiter Landstriche sind, desto mehr faszinieren und inspirieren sie ihn zu malerischen Abstraktionen, perfekt ausbalancierten Destillaten aus Farbe, Licht und Raum.
Auf dem Kunstmarkt erzielen diese Arbeiten inzwischen hohe Preise, viele Werke befinden sich in öffentlichem Besitz, in Sammlungen und Museen. Von seinem Empfinden her ist der 1965 im oberbayerischen Holzkirchen geborene Maler Peter Lang ein Romantiker unserer Zeit, von seiner Arbeitsweise her ein perfekter, erfindungsreicher Handwerker. In seiner Kunstauffassung ist er radikal, ein schnörkel- und kompromissloser Purist.

Seit Anfang April ist Peter Lang zurück von einer großen, abenteuerlichen Reise, die in ihrer Ausgestaltung wie in ihren Ergebnissen im Kunstbetrieb unserer Tage ihresgleichen sucht. „Jede Landschaft hat ihr Geheimnis. Geheimnisse sind verborgen, nicht leicht auszumachen. Man muss da sein, da bleiben, sich einleben“, sagt Peter Lang. „Da“ war für ihn ein halbes Jahr lang das wilde, weite Patagonien, der rauhe Süden Südamerikas.

Um dort arbeiten zu können, entwickelte er zusammen mit dem Architekten Florian Nagler und dem Flight-Case-Spezialisten Max Lankes ein faszinierendes Konzept für ein mobiles Atelier, basierend auf dem Dry Cargo Steel Container TITU8492076, einem modifizierten Überseecontainer (20′ high cube). Seit dem Ausbau enthält dieser ein ausklappbares, fünfzig Quadratmeter großes Atelierzelt mit festem Boden, Stauraum für großformatige Leinwände, Malmaterial, Kochgelegenheit, Ofen, Bettstelle, einen Sanitärbereich, Zisterne, Solarmodul, ist somit autark, und dabei von einer Person aufbaubar. prc ist das Kürzel dafür: Peters Reise Container. Diesen schickte Lang im Herbst 2010 zunächst auf dem Land-, dann auf dem Wasserweg aus seiner Wahlheimat Gleißenberg in der Oberpfalz über Bremen und den Panamakanal nach Chile. Ein Sattelschlepper transportierte das mobile Atelier auf die Halbinsel Levican, an den Lago de General Carrera, den zweitgrößten See Südamerikas. 1971 und 1991 überzogen Ascheregen des nordwestlich gelegenen Vulkans Cerro Hudson die Gegend. Das Klima ist aufgrund der südlichen Lage bereits recht polar, der Wind stetig stark. In der Zeit seines dortigen Aufenthalts (November 2010 bis April 2011) zählte Peter Lang „zehn Tage ohne lange Unterhosen“. Das Atelierzelt ist für Windstärken bis 150 Stundenkilometer ausgelegt. Dennoch strapazierten die heftigen Böen irgendwann die Nerven, führten zum Versagen verbalen, nichtvisuellen Denkens und zu dem Titel „Vergiss die Worte“ für die gesamte Patagonien-Serie, die im Verlauf des Aufenthalts auf 79 Arbeiten anwachsen sollte. Größte Formate: 2 auf 5,70 Meter. Schnelle „unplanbare“ Wechsel von kristalliner Klarheit in der Luft zu diffusen Staubwolken aus der Pampa, von Föhncirren zu Sturmwolken, der Kontrast starken Lichts zu karger Landschaft, unterschiedlicher Vegetationsformen vom Regenwald hin zu alpiner Flora, Farbklänge zwischen Aschbraun, Caput Mortuum und Türkis, „Grüns die eigentlich überhaubt nicht zusammenpassen“, dann vor allem die stete Wandlung in den Lichtreflektionen in den klaren Wassern des großen Sees führten bei Peter Lang über die Monate hinweg zu einem Malerlebnis, das er als „so intensiv“ beschreibt, dass jede Art anderer Gedanken, anderen Empfindens für ihn ausgeschlossen gewesen sei.

Das gesamte Konvolut der Patagonienbilder entstand in Peter Langs einzigartiger, auf dem Prinzip der Schlagschnur beruhender Technik jeweils auf Leinwand mit Eitemperauntermalung. Der Container mit allen Werken ist mittlerweile wohlbehalten in Europa angekommen und wird derzeit in Ludwigshafen verzollt. Im dortigen Wilhelm-Hack-Museum findet vom 23. Juni bis zum 24. Juli die erste Ausstellung der Arbeiten statt. Langs Atelier-Container macht in diesem Zeitraum auf dem Klüberplatz hinter dem Museum Station. Zwei Wochen wird Peter Lang in seinem mobilen Atelier vor Ort arbeiten. Die Hängung der in Chile entstandenen Bilder erfolgt in visueller Korrespondenz zu dem Container.

23.6. – 24.7.2011
Peter Lang: Mobiler Atelier-Container | Bilder aus Chile
Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
www.wilhelmhack.museum

30.6. – 6.8.2011
Peter Lang: Vergiss die Worte
Galerie Florian Trampler, München

6.7. – 6.8.2011
Peter Lang: Vergiss die Worte
Kunsthandel Hubertus Melsheimer, Köln

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