Kunstverein I Die Landstriche von Peter Lang sind Landschaftsgemälde und abstrakte Bildfindungen zugleich.
Von Ralf Sziegoleit, Frankenpost vom 31.7.2009
„Landstriche“ nennt er seine Bilder. Der Begriff passt. Denn Peter Lang, der in der Galerie im Theresienstein des Kunstvereins Hof zwölf große Gemälde und elf Zeichnungen präsentiert, stellt Landschaftliches dar, doch er tut dies auf eine ganz eigen- und einzigartige Weise, nämlich indem er horizontale, in seltenen Fällen auch vertikale Striche über die Leinwand zieht. Vor vier Jahren hat er damit angefangen, und heute, sagt er, würde die Summe der Striche wohl „von hier bis München“ reichen.
Seit seinem Studium an der Münchner Akademie hat der 1965 geborene Künstler, der mit Frau und fünf Kindern in der südlichen Oberpfalz lebt, einen langen Weg der Reduktion zurückgelegt. Er führte ihn von Landschaft, Porträt und Akt – in expressiver Manier – zu geometrischen Ordnungen, zum Teil mit linearen Strukturen, bei denen er einen Farbton durch minimale Brechungen ausdifferenzierte. Zuletzt arbeitete er Schwarz auf Schwarz und da, so bekennt er, „wurde es eng“.
Dass er den neuen Weg der „Landstriche“ entdeckte, war einem glücklichen Zufall zu verdanken. Eine handwerkliche Aufgabe, ein Blick an die Zimmerdecke, dazu das Projekt eines Wasser-Gemäldes: Auf einmal waren Inspiration und Erleuchtung da. Seither malt Peter Lang wieder Landschaften, malt den „Böhmerwald“ und das „Schwarzachtal“, doch geht es ihm dabei weniger um die Darstellung geografischer Orte als um Licht und Luft und Atmosphäre.
Zwar bringt er zunächst die Strukturen einer Landschaft auf die Leinwand, aber die farbigen Linien, die er – mit der Schlagschnur – darüber legt, verwandeln das gegenständliche Bild in eines, das auch als autonom abstrakte Bildfindung lesbar ist.
„Warmer Abend“ und „Blauer Nabel“, „Waldnacht“ und „Letztes Gelbes Licht“: Die großartigen, fein modulierten Farbstimmungen zeigen, dass dieser Maler, trotz der Modernität seiner Bilder, in gewisser Weise zu den Traditionalisten gezählt werden kann. Er selber sagt, dass er Wesentliches dem Hauptmeister deutscher Romantik, Caspar David Friedrich, verdanke. Und er sagt auch, dass er klassischen Malprinzipien folge: Vom Groben ins Feine, vom Mageren ins Fette – und die Linie als Höhung, die den Eindruck der Räumlichkeit verstärkt.
Der Eindruck, dass da etwas in Bewegung ist, kommt hinzu. Die Bilder, bis zu zwei mal drei Meter groß, haben Vorder- und Hintergrund, und eine besondere Qualität verleiht ihnen, wie Britta E. Buhlmann im Katalog zur Ausstellung schreibt, „die geheimnisvoll flirrende Mehrdimensionalität“. Buhlmann ist die Chefin des renommierten Museums Pfalzgalerie in Kaiserslautern, mit dem der Kunstverein Hof bei dieser Ausstellung kooperiert; als weiterer Partner ist die Kunstgalerie im tschechischen Klatovy dabei.
Den großen Gemälden stellt Peter Lang in Hof eine Reihe von Tuschezeichnungen – ohne Titel – an die Seite. Zu sehehn sind gerade schwarze Linien auf weißem Grund, Verdichtungen und Auflösungen, Hell- und Dunkelzonen: Den Blättern ist, wie den Leinwänden, eine doppelte Lesbarkeit eigen.