In die Bilder möchte man hineinsteigen

Zwei Ausstellungen in Landshut nehmen Peter Lang in den Fokus: Als Landschaftsmaler und als Inspiration von Architekten

von Anke Humpeneder-Graf, Landshuter Zeitung vom 13.6.2017

Sein Ruf ist ihm schon lange vorausgeeilt: in zahlreichen Ausstellungen seiner Landschaftsbilder, in Film- und Presseberichten über seine Malreisen und seine Bauprojekte in seiner Wahlheimat Gleißenberg. Landshut indes hat auf die Vorstellung von Peter Lang bislang warten müssen. Dafür geschieht es nun um so ausführlicher. Zwei Ausstellungen – im Kunstverein und in der Galerie Litvai – beschäftigen sich mit dem interessanten Künstler, dazu hat das Kinoptikum einen Film über seine Malreise nach Patagonien im Programm.

Den Kern dessen, warum wir uns für Peter Lang interessieren, zeigt der Kunstverein unter dem Titel „line Up“: seine großen Landschaftsbilder. Sie vereinen kongenial zwei unterschiedliche Dinge: unsere moderne Sehgewohnheit, die schnelle, die gepixelte, die unscharfe Momentaufnahme des permanenten Geschehens um uns herum – wie unser medialer und stets überfütterter Blick sie kennt. Und die Langsamkeit, die Ruhe und Weite einsamer Landschaften. Diese scheinbare Unvereinbarkeit verbindet Lang in unvergleichlich tiefen Bildern, in die man hineinsteigen möchte, vor denen man eine meditative Ruhe empfindet wie selten in unseren Tagen.

Peter Lang, gebürtiger Oberbayer, der sich auf der Suche nach kreativer Ruhe in die Oberpfalz zurückgezogen hat, geht seine Arbeit konsequent und mit Planung an. Aus der Grafik kommend, hat er seinen Schwerpunkt in die Malerei verlagert, nicht ohne auch dort konzeptueller zu arbeiten als die meisten seiner Kollegen. Seine Bilder bedürfen einer gründlichen Planung, die großen Formate mit ihrem markanten quergestreiften Erscheinungsbild, werden sorgfältig vorbearbeitet, ehe in mehreren Schichten Tempera, Öl und Pigment aufgetragen sowie die Betonung der Horizontalen mittels Schlagschnur-Lineatur sichergestellt werden.

Zur Planung gehört aber auch die Wahl seiner Orte; je abgelegener, desto lieber. Legendär sein mehrmonatiger Aufenthalt in Patagonien, wo er mit einem eigens für ihn geplanten mobilen Atelier Station machte, ebenso in Island. Die im Kunstverein gezeigten Bilder stammen von diesem Aufenthalt im Jahr 2013, davon zeugen Bildbezeichnungen wie „Islandsrímur“, „Alfa Silfur“ oder „Skjahallir“. Der Künstler versucht gar nicht erst, Details der Landschaft einzufangen. Ihn interessieren die Lichtstimmungen, die Farben, ein Gefühl von Weite. Ein paar organisch verlaufende Farbfelder sind es oft bloß, unseren Augen glaubwürdig gemacht durch die Längsrasterung, die horizontalen Bildzellen, die Lang doppeldeutig „Langpixel“ nennt. Was sie tragen, ist eine Ahnung von Landschaft, ein Traum von einem Ort, der sich um uns ausbreitet, Weite und Zeitlosigkeit, alles gesehen wie durch den Schleier einer verregneten Fensterscheibe.

Der Kunstverein zeigt hervorragende Originale, die sich nur leider unter Wert präsentieren; es sind viele Hochformate und viele fast weiße Bilder vor fast weißer Wand. Daneben zeigt die Galerie Litvai unter dem Titel “ Peter Litvai – Florian Nagler begegnet Peter Lang“ eine Fotoausstellung mit Architektur rund um Peter Lang.

In Florian Nagler und seinen Mitarbeitern, allen voran den Landshuter Architekten Ludwig und Max Zitzelsberger, hat der Maler einen Seelenverwandten Architekten gefunden, der sein Wohnhaus, sein Atelier und seinen mobilen, in einem Container an fast jeden Ort der Welt transportierbaren Arbeitsplatz geplant und realisiert hat. Der Fotograf Peter Litvai hat diese architektonische und künstlerische Begegnung in aussagekräftigen Schwarzweißbildern festgehalten, die reichlich Einblick in Leben und Arbeitsweise Peter Langs ermöglichen.

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