Abstecher ins weite Land des Konstruktivismus

Peter Lang zeigt in seinen neuen Bildern Phantome der
Landschaft hinter Lineatur

Von Ingrid Zimmermann, Süddeutsche Zeitung vom 24.3.2007

Als Landschaftsmaler würde sich Peter Lang, dessen Arbeiten in der Galerie von Florian Trampler zu sehen sind, auf keinen Fall bezeichnen. Schon gar nicht im klassischen Sinn. Dennoch: Der Betrachter ahnt mehr, als dass er es sieht, wie sich in der Ferne eine bewaldete Bodenwelle erhebt, wie eine Wasserfläche glitzert, wie sich sanfte Hügel bis in den Vordergrund ziehen. Der Holzschneider und Grafiker, vor zwei Jahren noch mit konstruktivistischen Druckstöcken in Seeshaupt in der Seeresidenz vertreten, hat sich mit einem gewaltigen Sprung in Neuland begeben.

Die Anstöße kamen aus zwei Richtungen: Der 42 Jahre alte gebürtige Holzkirchner lebt jetzt bei Furth im Wald in einer weitläufigen Landschaft mit tiefem Horizont. Und er war als Künstler nach Norwegen eingeladen, dessen karg-schöne Landschaft ihn tief beeindruckt hat.

Von beidem erzählen die großformatigen neuen Bilder, denen er das Motto „Grenzland“ mitgegeben hat, ein Begriff, der hier doppeldeutig zu sehen ist, da die strikte Querlineatur, die sich über den Bildgrund zieht, den Bezug zum Konstruktivismus weiterhin lebendig sein lässt. Die Andeutungen von Landschaft, die sich dann wie eine irreale magische Formel im Hintergrund zeigen, arbeitet der Künstler bereits bei der Grundierung ein.

Wolken mögen darüber hinweg ziehen, ein gelbes Lichtband verbindet Himmel und Erde, ein abgeerntetes Feld, im Vordergrund noch hell, geht langsam über erdiges Dunkel, das tiefe Blau einer nächtlichen Landschaftsszenerie lässt immer noch in zarten Abstufungen See und Berge ahnen. Traumlandschaften eher als realistische Abbildung.

Darüber nun wird die Streifung gelegt, nur Millimeter breit, leicht erhaben, exakt horizontal gezogen. Maurerschnüre dienen Peter Lang als Werkzeug. Er taucht sie in pastose Farbe, befestigt sie an den Bildrändern und lässt durch leichtes Anzupfen, als werde die Seite eines Cellos angestrichen,
die pastose Farbe in einer eigenen Schwingungsfrequenz auf dem Bildgrund  sich niederlassen. Genau dies, das Einbringen über die Schwingung, ist dem Künstler wichtig. Niemals könne er einen solchen Effekt mit Hilfe des Pinsels erreichen.

Als Ergänzung sind Schwarzweißarbeiten auf Papier zu sehen: Hier zieht Lang tatsächlich die horizontalen Lineaturen mit Feder und Tusche und zwar auf weißem, nicht präparierten Bildgrund. Dennoch: Es gelingt, selbst hier Phantome einer Szenerie zu sehen. Wobei jeder Betrachter dann möglicherweise eine andere erblickt.

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